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2023-01-04

9 Dinge, die du in einer Krise für dich tun kannst – Teil 2

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4. Dich an deine Ressourcen erinnern

In einer Krise fällt es uns oft schwer, uns an die eigenen Ressourcen zu erinnern, also an unsere Stärken, Erfolge und Kraftquellen. An das, was uns guttut und an das, was wir gut tun. Gerade wenn es dir schlechtgeht, ist es aber wichtig, dass du etwas für dein Selbstwertgefühl tust und dass du dir vor Augen führst, auf welche inneren und äußeren Ressourcen du dich jetzt verlassen kannst. Nimm dir deswegen bewusst Zeit, um dich mit deinen Kraftquellen zu beschäftigen und halte die Ergebnisse fest, so dass du immer wieder darauf zurückgreifen kannst. Es gibt viele verschiedene Übungen, die das Ressourcenfinden leichter machen. An dieser Stelle möchte ich dir vorschlagen, deinen persönlichen Kraftbaum zu erstellen.

Nimm dazu einen großen Bogen Papier und zeichne einen Baum darauf – mit einem Wurzelwerk, einem Stamm und einer Baumkrone. Es kommt nicht auf eine naturgetreue Darstellung an. Wichtiger ist, dass du noch Platz zum Schreiben lässt, denn jetzt geht es darum, deine Ressourcen zu sammeln. In oder neben die Wurzeln schreibst du, was dich nährt, was dir Kraft, Ruhe oder Energie gibt. Denke an Personen, deren Kontakt dir guttut, an Tätigkeiten, Musik, Umgebungen. Und wenn du meinst, dass dir im Moment gar nichts so richtig gefällt, dann erinnere dich daran, was dich in der Vergangenheit gestärkt und genährt hat. Die Liste muss jetzt auch nicht abgeschlossen werden. Es können in der nächsten Zeit neue Dinge dazu kommen, die du dann einfach ergänzt.

Danach ist der Stamm dran: Hier notierst du alle deine Stärken. Lass dir Zeit dabei und gehe im Geiste die verschiedenen Bereiche deines Lebens durch. Welche Charaktereigenschaften schätzen deine Freund:innen und deine Familie an dir? Welche Stärken helfen dir im Beruf oder bei einem Hobby? Überlege auch, welche Schwierigkeiten und Herausforderungen du in der Vergangenheit bewältigt hast und welche Eigenschaften du dafür genutzt hast.

In die Krone schließlich schreibst du deine Erfolge. Was hast du in deinem Leben erreicht, worauf bist du stolz, was hast du gelernt? Sei hier nicht bescheiden. Auch Dinge, die dir vielleicht selbstverständlich vorkommen, gehören in deine Baumkrone: der Führerschein, dein Schulabschluss, eine gelernte Fremdsprache, eine mutige Entscheidung, ein beendetes Projekt oder ein beherztes Aussteigen.

Wenn du fertig bist, gestalte den Kraftbaum, so wie es dir gefällt. Vielleicht mit Farben, mit Glitzer, mit echtem Laub oder Zeitschriftenschnipseln. Und dann hänge ihn auf und schaue regelmäßig (vielleicht morgens nach dem Aufstehen) auf deine Kraftquellen. Dein Kraftbaum ist wie ein echter Baum ein organisches Wesen und will weiterwachsen. Ergänze deswegen Ressourcen, Stärken und Erfolge, die dir im Nachgang noch einfallen oder die neu dazugekommen sind.

IMG-20221209-WA0020-01.jpeg5. Gefühlen Raum geben

In einer Krise werden wir oft von starken Gefühlen wie Wut, Trauer und Angst regelrecht überschwemmt und wünschen uns, wieder stabiler und ausgeglichener zu sein. Oder wir fühlen uns eher taub und wie abgeschnitten von der Welt und wünschen uns wieder mehr Lebendigkeit. Auch dahinter stehen im Grunde starke Emotionen, die aber von unserem System unterdrückt werden. 

Ob wir uns gerade emotional labil oder abgestumpft fühlen – in beiden Fällen kann es erleichternd sein, sich bewusst in einen emotionalen Zustand zu versetzen und sich in Katharsis (wörtlich: Reinigung) zu üben. Vielleicht kommt dir das erst einmal komisch vor, weil es ja heißt, absichtlich unangenehme Dinge zu fühlen. Tatsächlich macht es aber einen großen Unterschied, ob wir uns den ganzen Tag mit halb unterdrückter Trauer oder Wut herumquälen und verzweifelt versuchen, uns besser zu fühlen, oder ob wir uns bewusst mit einer Schachtel Taschentücher aufs Sofa setzen und uns zwei Stunden lang durch „This is us“ heulen. Das ist kein Masochismus, sondern kann im Gegenteil unheimlich guttun. Nicht zuletzt, weil mit emotionalen Tränen ganz buchstäblich Stress aus dem Körper herausgespült wird. Außerdem schüttet der Körper Endorphine und andere beruhigende Stoffe aus, wenn wir weinen, um die Gefühle wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Nach dem Weinen fühlt man sich deswegen oft erleichtert und kann wieder klarer denken – und besser schlafen. Um sich einmal richtig auszuweinen, eignen sich emotionale Songs oder Filme. Hier findest du z.B. eine Zusammenstellung von Filmen, die dabei helfen Trennungsschmerzen zu verarbeiten.

Wenn du das Gefühl hast, dass du dich bewusst deiner Wut zuwenden solltest, weil es in dir brodelt und kocht, dann kann auch dabei Musik helfen, z.B. kraftvoller Hardrock oder energetischer Powerpop. Dreh die Musik laut, wenn dir das guttut, sing vielleicht mit und schüttele dabei ausgiebig deinen Körper. So kommt angestaute Energie in deinem Körper wieder in den Fluss und Gefühle können sich transformieren. Wenn du mehr brauchst, dann knete einen Stressball oder ein Sofakissen. Ich rate dir bewusst nicht dazu, etwas zu zerschlagen oder auf eine andere Art destruktiv zu werden (siehe Punkt 1 :)). Es geht darum, die Wut wahrzunehmen, sie auf eine unschädliche Art zuzulassen und sie in deinem Körper zum Fließen zu bringen, damit sie nicht in dir steckenbleibt. Auch bei diesem Punkt gilt: Ausprobieren und reinspüren, was dir guttut und was nicht.

6. Eine andere Sichtweise ausprobieren

Ja, ich weiß: Dass eine Krise auch eine Chance ist, haben wir alle schon oft genug gehört, und manchmal kann es auch ganz schön nerven, wenn einem gesagt wird, dass man die Dinge „einfach mal“ positiv sehen muss. Ich bin persönlich kein Fan eines voreiligen positiven Denkens, sondern finde, dass eine Krise auch einfach mal scheiße sein darf und sogar muss. Denn es bringt gar nichts, die unangenehmen, schmerzhaften Aspekte des Lebens auszublenden oder zu übergehen. Im Gegenteil, wenn ich versuche einem Menschen, der gerade leidet, dieses Leid abzusprechen, oder behaupte, er könnte damit aufhören, wenn er es nur genug wollte, dann ist das grausam und unfair. Trotzdem bin auch ich dafür, in schweren Lebensphasen einen Wechsel der Sichtwiese auszuprobieren und zu üben. Dazu finde ich es hilfreich, nach den richtigen Fragen zu suchen, nämlich Fragen, die dir dabei helfen, in einem Veränderungsprozess zu wachsen und gestärkt weiterzugehen.

Wenn wir ängstlich, traurig, deprimiert oder wütend sind, dann ist unser Denken eingeengt und passt sich unwillkürlich den Emotionen an. Zum Beispiel drehen sich die Gedanken dann in ewigen Kreisen um das, was wir (vermeintlich) falsch gemacht haben. Wir fragen uns immer wieder, warum wir so und nicht anders gehandelt haben, hadern und machen uns Vorwürfe. Oder wir grübeln darüber, warum ausgerechnet uns jetzt wieder so viel Schlechtes und Ungerechtes widerfährt, ohne zu irgendeinem Ergebnis zu kommen. Solche Gedankenspiralen verstärken natürlich noch die unangenehmen Gefühle. 

Sich selbst neue Fragen zu stellen, ist dann eine machtvolle Methode für Veränderungsprozesse und fällt gleichzeitig viel leichter, als die eigenen destruktiven Denkmuster mit Gewalt umpolen zu wollen. Ungewohnte Fragen lenken unseren Geist sanft, aber unwiderstehlich in eine andere Richtung und bringen das festgefahrene Denken in Bewegung. Die wohltuende Wirkung einer guten neuen Frage spürst du sofort. 

Einen einfachen, aber sehr effektiven Perspektivwechseln kannst du einleiten, indem du dich fragst: Was kann ich in dieser Situation lernen?  Selbst wenn dich jetzt vielleicht Widerstand in dir regt, wird eine solche Frage in dir arbeiten, und du bekommst früher oder später eine Antwort aus deinem Inneren. Andere fruchtbare Fragen sind: Wofür liebt mich das Universum? Womit könnte ich mich jetzt überraschen? Was würde die lebendigste Version meiner selbst tun? Was ist bewundernswert an meiner Reaktion? … Viel Spaß beim Fragen-Ausdenken!

In Teil 3 geht’s weiter …

Admin - 16:15:15 @